Wie alles begann

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In einem Beitrag für das Programmheft stellte Hans Dieter Schreeb dar, wie die Zusammenarbeit zwischen Komponist Ralph Siegel und ihm begann: »Ich werde nie vergessen, wie Ralph Siegel und ich zum ersten Mal über das Musical ›Zeppelin‹ sprachen. Aus praktischen Gründen geschah das über Skyp, er in München, ich in Berlin. Und am Ende eines langen Gesprächs sagte er: ›Wissen Sie was, Sie haben so ein freundliches Lächeln – probieren wir es miteinander.‹ Nun habe ich in meinem langen Autorenleben mit vielen Redakteuren, Produzenten, Regisseuren und Verlegern zusammengearbeitet, auch mit Komponisten und Arrangeuren, aber nie mit jemanden, der mich wegen meines freundlichen Wesens engagierte.

Was soll man sagen? Alles geschieht irgendwann einmal zum ersten Mal. Und hat bis heute gehalten. Ralph Siegel und ich haben über Jahre an dem Stoff gearbeitet. Der Text verlangt es und er verdient es. Der Untergang des Luftschiffes LZ 129 ›Hindenburg‹ in Lakehurst ist eine der großen Katastrophen der Menschheit. Lakehurst selbst, ein ziemlich öder Navy-Landeplatz und Endpunkt jeder Amerikafahrt der Zeppeline, lag und liegt rund hundert Kilometer südlich von New York. Der 6. Mai 1937 und die Explosion von Lakehurst haben sich ins Gedächtnis der Menschheit eingegraben. Darüber sind Bücher geschrieben und Filme gedreht worden; das Unglück selbst ist von Wochenschau-Reportern gefilmt worden.

Und zwar jede der schrecklichen dreißig Sekunden.35 der 97 Menschen an Bord und ein Mitglied der Bodenmannschaft kamen ums Leben. Es war ein schieres Wunder, dass es bei diesem Inferno Überlebende gab. Und damit stellte sich und stellt sich die philosophische Frage: Warum er? Nicht sie? Warum sie? Nicht er?! Ralph Siegel hat dazu den wunderbaren, tief ergreifenden Song geschrieben: ›Wo führt der Weg uns hin?‹ Wie gesagt, die Katastrophe von Lakehurst wurde oft beschrieben und oft dargestellt. Sie war allerdings noch nie Grundlage eines Musicals. Dabei verlangt der Stoff bei seiner Überfülle an Gefühl und innerer und äußerer Dramatik geradezu nach Musik: Ralph Siegel war der Erste, der das erkannte.

Unser Musical erzählt aber nicht nur von der letzten Fahrt der ›Hindenburg‹ und den Schicksalen der (teils fiktiven, teils realen) Menschen an Bord. Es erzählt auch das Schicksal der beiden Männer, die diese Fahrt erst möglich gemacht haben: das Schicksal des Grafen Ferdinand Zeppelin und seines Mitarbeiters, Freundes und Nachfolgers Hugo Eckener. Das Musical beginnt am zehnten Geburtstag des Grafen Zeppelin, im Jahre 1848, mitten in der ersten Revolution, die Deutschland je erlebte, und endet 1937, mithin kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, der die ganze Welt um- und umwendete. Das macht Szenen von ungewöhnlicher Wucht und Dramatik möglich.

Ralph Siegel und ich waren uns aber von Anfang an einig, wichtiger als Geschichte, und sei es Weltgeschichte, vorzuführen, war für uns, von Liebe zu sprechen und zu singen. Ohne Liebe und noch einmal Liebe wäre nichts von dem geschehen, was wir dem Zuschauer bieten. Liebe ist der Geschichte nicht von uns übergestülpt worden; sie ist die Wahrheit dieses Stücks, tief in seine Gene eingegraben.«