Der letzte Brief aus Berlin

Brief aus Berlin

Am Ende des Jahres 2022 druckte der ›Wiesbadener Kurier‹ den letzten Brief aus Berlin seines Autors Hans Dieter Schreeb – den letzten von rund hundertdreissig. Die ersten Artikel dieser Reihe erschienen im Jahr 2010 im Wiesbadener Tagblatt; dem Jahr, in dem Schreeb aus sehr privaten Gründen von Wiesbaden nach Berlin umgezogen war. Später wechselten die einmal im Monat erscheinenden Berichte aus Berlin – halb Betrachtung der Aktualität, halb Feuilleton – zum Wiesbadener Kurier. Dass nun damit Schluss ist, hat erneut sehr private Gründe. Mit fast 85 Jahren muss man seine Zeit und seine Kräfte einteilen … Der letzte Brief aus Berlin endete so: »Man verspricht den Berlinern deswegen das Blaue vom Himmel, verschiedene Bezirksämter haben in Vorbereitung dieser Wiederholungswahl schon geschlossen, man hat die Aufwandsentschädigung für die Wahlhelfer vervierfacht – ich werde dennoch Briefwahl machen! Ich erwähne das, um zu zeigen, der unbefangene Blick auf die Stadt, mit dem ich Berlin anfangs betrachtete, ist verloren gegangen. Jetzt ärgere ich mich wie jeder erwachsene Berliner über die hier herrschende organisierte Verantwortungslosigkeit, über die Tatsache, dass alle Verspechen vom Lernen aus Fehlern bei erstbester Gelegenheit wieder vergessen werden, und staune wie die Meisten darüber, dass sich die Stadt dennoch zum Guten entwickelt.«