›Kaiserzeit‹ – in der ›Rose‹ präsentiert

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Detlef Schaller und Hans Dieter Schreeb haben im Winter 2006 gemeinsam ihren repräsentativen Bildband ›Kaiserzeit‹ vorgestellt. Zuerst im früheren Grandhotel ›Rose‹ in Wiesbaden (heute: Die Hessische Staatskanzlei), danach in einer Veranstaltung mit Wiesbadener Buchhändlern im ›Literaturhaus Villa Clementine‹ an der Wilhelmstraße, Wiesbadens Prachtstraße. Der Bildband schildert Wiesbaden und seine Hotels in der Glanzzeit der Stadt zwischen 1870 und 1914. Das Bildmaterial stammt zum größten Teil aus der ›Sammlung Schaller‹. Detlef Schaller, Herausgeber der Fachzeitschrift ›Filmecho / filmwoche‹, hat in jahrelanger, liebevoller Sammlertätigkeit eine Kollektion von Postkarten mit Wiesbaden-Motiven zusammengetragen, die einmalig sein dürfte. Den Text verfasste Hans Dieter Schreeb, der seinen Wiesbadener Mitbürgern vor allem wegen seines Romans ›Hotel Petersburger Hof‹ ans Herz gewachsen ist. Wiesbaden damals Wiesbaden war zwischen 1870 und 1914 der Kurort des Kontinents, übertraf in seiner Bedeutung Baden-Baden, Karlsbad oder Aix les Baines, war mondäner als Nizza oder Monte Carlo. Es gab hier Hotels und Pensionen aller Kategorien, die Stadt lebte von und für die Fremden. Das Hotel und das Badhaus – vor allem ›die Kur‹ – waren eigene Lebensformen mit sehr eigenen Riten. In den Details sind sie uns fremd geworden; in den Texten des Buches werden sie wieder lebendig. Der Bildband stellt in Bild und Text Schau- und Rückseite des Wiesbadener Kur-, Hotel und Badelebens dieser Epoche dar. Man sieht die Fassaden, Empfangsräume, Suiten, Ballsäle, die marmorverkleideten Badezimmer und vergoldeten Treppenaufgänge der Grandhotels, liest die Speisekarten von Galadiners. Man sieht Bilder der damals (und zum Teil noch heute) berühmten Gäste: Etwa ›I.M. die Kaiserin bei der Abfahrt vom Hotel Rose‹ oder die Angehörigen des europäischen Hochadels. Man sieht Fotos großer Künstler – Sänger, Dirigenten, Komponisten von Weltrang, von wichtigen Politikern und Geldmagnaten. Mit Personallisten und in kurz gefassten Biographien wird man aber auch mit ›dienstbaren Geistern‹ vertraut gemacht – angefangen von den Badmamsellen, den Zimmermädchen, Hausdamen bis hin zu den Portiers mit ihren weißen Handschuhen, den Hoteldienern, die sich ihre Stellen kaufen und ausschließlich von Trinkgeldern leben mussten, bis hin zur Creme des Personals, den gravitätischen Badeärzten und geschmeidigen Hoteldirektoren. Besitzer der ›Privathotels‹ waren oft ehemalige Oberkellner oder gewesene Portiers; die großen Hotels der Stadt gehörten teils Aktiengesellschaften, teils Kommanditgesellschaften. In typischen Beispielen erfährt der Leser Entstehung und Schicksal der bedeutendsten Häuser, wird aber auch mit der Entwicklung weniger bekannter Hotels und Pensionen der zweiten und dritten Kategorie vertraut gemacht. Der Bildband wurde bei seinem Erscheinen zum ›Renner‹. Eine Wiesbadener Buchhändlerin: »Mein Harry Potter«.