Mdt: Die Katze der Bismarck

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Unglaubliches Katzenschicksal - Dreimal gerettet

Katzen haben sieben Leben, sagt man. Mindestens vier hatte der Kater ›Oskar, das Maskottchen des deutschen Schlachtschiffs ›Bismarck‹.

Als das Schlachtschiff am 17. Mai 1941 nach schweren Gefechten manövrierunfahig sank, wurden von 2 400 Seeleuten nur 116 gerettet - und Kater Oskar. Stunden nach dem Untergang suchte der britische Zerstörer ›Gossack‹ die See nach Überlebenden ab. Dabei entdeckte man die auf einem Brett treibende Schiffskatze. Die ›Gossack‹ stoppte ihre Fahrt, das vor Kälte, Nässe und Angst halbtote Tier wurde an Bord geholt, ohne Zweifel ein ungewöhnliches Manöver eines Kommandanten im Kampfgebiet. Damit begann Oskar seinen Dienst bei der Royal Navy als ›the Bismarck’s Cat‹.

In der Nacht des 24. Oktober desselben Jahres wurde der Zerstörer ›Gossack‹ von einem deutschen U-Boot versenkt. Wieder gehörte Oskar zu den wenigen Besatzungsmitgliedern, die aus dem Wasser gezogen wurden. An Bord eines anderen Zerstörers landete der Kater in Gibraltar. Von hier aus ging’s auf den Flugzeugträger ›Ark Royal‹.

Nach allem, was man weiß, fühlte sich Oskar hier sicher. Doch am 13. November 1941 wurde auch der Flugzeugträger versenkt. Und ein drittes Mal wurde die ›Katze der Bismarck‹ gerettet. Seeleute sind abergläubisch und deswegen wollte niemand den schwarzen Kater mehr mit an Bord nehmen. Die Fahrenszeit von Oskar war damit zu Ende. Er wurde nun Mäusejäger in den Amtsräumen des Hafenkapitäns von Gibraltar. Seine letzte Seereise trat er an, nachdem er altershalber ›ausgemustert‹ worden war; da brachte man ihn ins Seemannsheim von Belfast in Nordirland. Dort starb er 1955.

PS: Das Porträt von Oskar, der Bismarck-Katze, hängt heute im National Maritime Museum in Greenwich.

Erschienen in: Magazin der Tierfreunde, Nr. 4, 98

Nasse Welten (1.)
Wie ein Fisch im Wasser

Alles Leben kommt aus dem Wasser. Das hat man in der Schule gelernt. Irgendwie hat also auch die menschliche Existenz mit dem Meer zu tun. Aber die Welt des Wassers ist uns fremd – die der Meere und die der Flüsse. Genau genommen haben die meisten Menschen (Aquarianer ausgenommen) kaum eine Ahnung von der geheimnisvollen Welt, in der Fische leben, und den erstaunlichen Fähigkeiten der Fische.

Wir sagen zum Beispiel: Stumm wie ein Fisch im Wasser. Dabei können Fische knurrende, grunzende, trommelnde, zirpende oder flötenartige Laute hervorbringen. Manche Fischlaute können Menschen nur über Verstärker hören, andere sind so durchdringend, dass sie wie Nebelhörner klingen. Fische können riechen und schmecken. Ja, Fische haben sogar Sinne, die wir gar nicht kennen.

Unsere Unwissenheit über Fische fängt schon mit den Namen an. Nicht alles, was Fisch heißt, ist auch einer. Der Tintenfisch etwa gehört zu den Kopffüßern, und das sind Weichtiere wie Muscheln und Schnecken, keine Fische. Und der größte aller ›Fische‹, der Walfisch, ist erst recht kein Fisch. Er ist ein Säugetier und zusammen mit Delphinen und Robben wieder ins Wasser zurückgekehrt.

Was ist aber ein Fisch? Sehr vereinfacht: ein Wirbeltier, das im Wasser lebt. Biologisch gesprochen gehören die Fische zu den Chordatieren. Das sind Tiere mit ›rückenseitigen Stützorgan und rückenseitigem röhrenförmigem Zentralnervensystem‹. Amphibien, Reptilien, die Vögel und sogar die Säugetiere gehören allerdings ebenfalls zu diesem Stamm des Tierreiches. Er umfasst insgesamt etwa 54 000 Arten. Die Fische machen davon den größten Teil aus, etwa 57 Prozent.

Das ist auch logisch: der größte Teil unseres Planeten ist mit Wasser bedeckt. Und zum allergrößten Teil mit Meerwasser - zu 98 Prozent! Nur 0,3 Prozent sind Süßwasser und der Rest des irdischen Wassers steckt in den Eiskappen der Pole. Außerhalb des Wassers können nur sehr wenige Fischarten leben und dies meist auch nur für kurze Zeit. Etwa um Nahrung zu suchen oder um von einem Gewässer ins nächste zu flutschen. Aale machen das so, wenn die Umstände sie dazu zwingen. Der legendäre Kletterfisch Anabas testudineus wurde sogar schon in Bäumen gefunden. Da war er aber nicht hinaufgekrabbelt; Raubvögel hatten ihn gefangen und dort hingetragen. Allerdings robben diese Fische tatsächlich über Land und zwar von einem Tümpel zum anderen. Auch Lungenfische können an Land überleben. Die Dipnois verschlafen sogar die Trockenzeit in einem Lehmnest im Bodengrund eines ausgetrockneten Flussbettes.

Wasser ist nicht gleich Wasser. Es ist überall auf der Welt anders zusammengesetzt. Meerwasser enthält Magnesium, Schwefel, Kalzium, Brom, Kohlenstoff, Strontium, Bor, Silizium, Fluor. In kleineren Mengen aber auch Stoffe, die man darin nicht vermuten würde wie Aluminium, Arsen, Blei, Cäsium, Gold, Titan, Uran und Vanadium. Fische leben in hellem, lichtdurchfluteten Wasser und in den ewig dunklen Tiefen der Tiefsee. Sie existieren in Höhen von 5 000 Meter über dem Meer und in Tiefen von etwa 11 000 Meter unter dem Meeresspiegel. Sie kommen in der Antarktis vor: in Salzwasser von weniger als 0° Celsius!, aber ebenso in heißen Quellen von 40° C. Fische fühlen sich im Schwarzwasser des Amazonasbeckens (und damit in einem extrem salzarmen und sauren Milieu) wohl, aber auch in den ostafrikanischen Seen. Das Wasser hier enthält mehr gelöste Salze als selbst die Weltmeere und reagiert zudem so stark basisch, dass andere Fischarten darin sterben müssten.

Damit das möglich ist, müssen Fische viele spezielle Probleme lösen.

Nr. 1: Das Dichteproblem.

Wasser ist achthundertmal dichter als Luft. Bedeutet: Ein bewegter Körper muss im Wasser einen hundertmal größeren Reibungswiderstand überwinden als in der Luft. Diese beiden Grundgegebenheiten haben einen entscheidenden Einfluss auf die Fischgestalt und die Art und Weise der Fortbewegung.

Nr. 2: Das Sauerstoffproblem.

Wasser enthält viel weniger Sauerstoff als Luft­; Sauerstoff ist geradezu Mangelware im Wasser. Das gilt vor allem im tropischen Süßwasser, wo durch geringe Tiefe, verbunden mit hohen Temperaturen und viel verfaulenden Pflanzen, der Mangel an Sauerstoff schnell lebensbedrohend werden kann. Hier leben viele Fischarten, die zusätzlich zur Kiemenatmung durch weitere Organe atmosphärischen Sauerstoff nutzen können. Sie schnappen buchstäblich nach Luft. Einige Arten sind so sehr auf den zusätzlichen Sauerstoff angewiesen, dass sie ertrinken würden, wenn sie nicht an die Wasseroberfläche kommen könnten.

Nr. 3: Das Wärmeproblem.

Um ein Gramm Wasser um ein Grad Celsius zu erwärmen, braucht man viermal mehr Wärme, als wenn man ein Gramm Luft um ein Grad erwärmen wollte. Wegen dieser Eigenschaft wird Wasser in der Technik überall da zur Kühlung benutzt, wo unerwünschte Wärme entsteht. Die Kiemen der Fische wirken nun wie äußerst effektive Kühler. Die Wärme, die beim Energiestoffwechsel im Körper entsteht, wird durch die Kiemen an die Umgebung abgegeben. Fische haben also gar keine andere Wahl, als ›Kaltblüter‹ zu bleiben.

Nr. 4. Das Osmoseproblem.

Das Wasser um den Fisch und die wässrigen Lösungen im Fisch stehen miteinander im Austausch. Der Meerfisch verliert ständig Körperwasser an seine Umgebung. Er ist darum in der schrecklichen Lage eines verdurstenden Schiffbrüchigen. Er muss Wasser trinken und damit auch Salz - und zwar in einer tödlichen Menge. Anders als ein Schiffbrüchiger, der auf dem Meer treibt, hat der Fisch aber die Möglichkeit, das überschüssige Salz mit Hilfe von äußerst raffinierten Prozessen in den Kiemen und im Enddarm auszuscheiden und dadurch den Salzgehalt seiner Körperflüssigkeit konstant zu halten. Für den Süßwasserfisch stellt sich das Problem genau umgekehrt. In seinem Inneren ist die Salzkonzentration wesentlich höher als in dem ihn umgebenden Wasser. Deswegen dringt laufend Wasser in seinen Körper. Diese Wasserflut muss wieder aus dem Körper gepumpt werden. Das besorgt beim Süßwasserfisch die Niere. Sie gleicht der wirkungsvollen (und unter Hochdruck arbeitenden) Wasserpumpe in einem leck geschlagenen Schiff.

Diese Systeme arbeiten wie von Meisteringenieuren ausgetüftelt. Und doppelt ausklügelt, wenn es sich um Fische handelt, die sowohl im Süß- und wie im Meerwasser existieren - etwa die Lachse, die vom Bach ins Meer wandern und wieder zurück. Ein Wunder der Anpassung sind die Schlammspringer Periophthalmus, die das Wasser sogar für längere Zeit verlassen.

Die Schlammspringer sind geradezu verrückte Irrläufer der Natur. Während die allermeisten Fische an Land verloren sind, fühlen sich Schlammspringer auf ebbefeuchten Sandbänken ebenso wohl wie im Wasser. Manche von ihnen klettern sogar auf Felsbrocken am Ufer herum. Sie benutzen zur Fortbewegung ihre Bauch­ und Brustflossen und wenn Gefahr droht, auch noch den Schwanz. Er wird dann rechtwinklig nach außen gestellt und schnellt den kleinen Fisch wie eine Feder vorwärts. Sprünge von anderthalb Meter sollen schon vorgekommen sein. Im Wasser selbst wäre eine solche Fortbewegungsweise wegen des großen Widerstandes un